Brauchen wir im Münchner FINANZGARTEN einen Konzertsaal?
Nun ist diese offensichtlich sehr unscheinbare öffentliche Grünanlage in der Münchner Innenstadt - nur 900 Meter Luftlinie von der Mariensäule entfernt - seit 2011 ein besonderer Ort der Begierde von überwiegend kulturbeflissenen Menschen, die ihre Liebe zur klassischen Musik mit dem Wunsch verbinden, dass es in München noch einen dritten Konzertsaal geben muss, der vor allem für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine deutlich bessere Spielstätte sein soll, als es bisher im Konzertsaal der Münchner Philharmoniker im Kulturzentrum am Gasteig der Fall ist. Diese Internet-Plattform FINANZGARTEN.NET dient zwar vorrangig dem Schutz der mit etwa 2 ha Größe relativ kleinen öffentlichen Grünanlage, die unter dem Namen FINANZGARTEN für viele Menschen in München in etwa so unbekannt ist wie es wohl auch für die Kunstwort-Schöpfung DICHTERGARTEN gilt. Das könnte dann möglicherweise der ausschlaggebende Grund sein, dass überhaupt dieser absurde Gedanke reifen konnte, hier ein Konzertsaal-Gebäude hineinbauen zu wollen. Als ob es dann von niemandem groß bemerkt würde, . . .
Trotzdem soll aber mit dieser Internet-Plattform FINANZGARTEN.NET auch der Versuch unternommen werden, das kulturpolitische Ziel zu unterstützen, in München einenvernünftigen Projekt-Ort für den Bau eines dritten Konzertsaal-Gebäudes zu finden. Wobei das grundsätzliche Ausschluss-Kriterium hier ganz klar formuliert werden kann:
Öffentliche Grünanlagen sind keine Bauland-Reserven für Konzertsäle!
Diese Momentaufnahme aus der Ludwigstraße mit dem Blick in die Galeriestraße hinein auf den FINANZGARTEN hinter dem bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten (Aufnahme-Datum 4. Mai 2011) entspricht zufälligerweise in etwa der Architektur-Perspektive eines Konzertsaal-Gebäudes hinter dem Ministerium im West-Teil vom FINANZGARTEN, . . .
. . . die als baukünstlerische Projektion des Nürnberger Architektur-Studenten Markus Krempels zumindest schon einmal den räumlichen Umgriff und das Gebäudevolumen im FINANZGARTEN darstellt. Mit dieser Master-Thesis "Neues Odeon" (Visualisierung: DIMENSIONhoch3) des nun solcherart diplomierten Architekten Markus Krempels bewirbt der überaus rührige Verein KONZERTSAAL MÜNCHEN e.V. eine Standort-Aussage folgendermaßen:
"Der Konzertsaal München Verein schlägt deshalb vor, einen neuen Konzertsaal in dem Areal zwischen der Galeriestraße, der Von-der-Tann-Straße und dem jetzigen Parkplatz des Landwirtschaftsministeriums am westlichen Rand des Finanzgartens zu errichten."
Ein Konzertsaal-Gebäude auf dem Parkplatz des Landwirtschaftsministeriums mit etwas Rand vom historischen Park?
So klein schaut die strahlende Konzertsaal-Kiste aber gar nicht aus.
Die tatsächliche Bauplatz-Dimension für ein derartiges Konzertsaal-Gebäude wird in der Presseerklärung des Konzertsaal-Vereins mit einem "Verlust von 8.900 qm Grünfläche im westlichen Bereich des Finanzgartens" angegeben. Nachdem der gesamte FINANZGARTEN aber eh nur knapp 20.000 qm groß - beziehungsweise klein - ist und die gesamte Grünanlage unter Landschaftsschutz steht, wäre möglicherweise etwas mehr Ehrlichkeit in der öffentlichen Kommunikation der Konzertsaal-Befürworter an diesem Ort angebracht: Mit einem Konzertsaal-Gebäude würde die gesamte westliche Hälfte dieser innerstädtischen Grünfläche verlorengehen und vom FINANZGARTEN bliebe dann tatsächlich nur noch der ehemalige Bastions-Hügel übrig, . . .
. . . was am Beispiel dieser Aufnahme in etwa auf der Höhe des Toreingangs (hinter dem weißen Transporter in der Bildmitte noch sichtbar) den Zerstörungs-Raum erkennen lässt: Alles was links von diesem Toreingang jetzt noch an Bäumen zu sehen ist, käme komplett weg und diese Rodungsfläche würde dann bis hinüber zur Von-der-Tann-Straße reichen.
Das kleine Bild hier zeigt die voraussichtlich zu rodende Fläche im FINANZGARTEN, um den gesamten Bauplatz der virtuellen Krempels-Konzertsaal-Planung freizuräumen. Das ist dann allein schon im bildhaften Vergleich mit den Kriegs-Schäden im FINANZGARTEN in einer Art und Weise so offensichtlich kein Konzertsaal-Standort "nur auf dem Parkplatz hinter dem Landwirtschaftsministerium", dass zumindest eine Feststellung hierbei zutrifft:
Bilder können nicht lügen.
Pressemitteilungen können . . .
(. . . die Wahrheit gut verstecken?)
Auf dem Luftbild aus der späten Nachkriegszeit ist der damalige Entwicklungs-Zustand der AUTOGERECHTEN STADT gut zu sehen: Links im Bild ist der neugebaute ALTSTADTRING mit dem Verkehrs-Kreisel (unten links) sowie die geschwungene Zufahrt in den Alstadtring-Tunnel an der Von-der-Tann-Straße zu erkennen.
Der im zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben stark zerstörte westliche FINANZGARTEN ist daraufhin sehr lange als Parkplatz des Bayerischen Landwirtschaftsministriums so kahl geblieben, wie es hier im Bild noch sehr eindrucksvoll zu sehen ist. Der Münchner Bürgerschaft gelang jedoch nach sehr vielen Jahren des Ringens mit der Politik die Wiederherstellung der gesamten Grünfläche im FINANZGARTEN - bis auf einen Rest-Streifen als Parkplatz, der über der Bunkeranlage der früheren NS-Gauleiter-Zentrale (der Doppelhof-Komplex = das heutige bayerische Landwirtschaftsministerium) so verblieb.
Am 11. Dezember 2011 gab es ein erstes FINANZGARTEN-Seminar "Wie kette ich mich schmerzfrei an einen Baum?", das mit immerhin vier teilnehmenden Menschen schon einmal zeigte, wie mühsam es vielleicht noch werden wird, einige Hundertschaften aufmerksamer Menschen im FINANZGARTEN zu versammeln, um ihn vor den Bau-Begehrlichkeiten der Konzertsaal-Freunde zu beschützen, die in ihrer Verzweiflung, dass es in München scheinbar keine anderen frei verfügbaren Bauplätze für ein Konzertsaal-Projekt mehr gibt, nicht davor zurückschrecken, eine sehr kleine öffentliche Grünanlage mitten in der Münchner Innenstadt in eine Großbaustelle verwandeln zu wollen.
Es wird daher auch in den kommenden Wochen, Monaten und möglicherweise sogar Jahren immer wieder Aktionen rund um den FINANZGARTEN in der Münchner Innenstadt geben.
Aber welcher vernunftbegabter Mensch kann es sich tatsächlich vorstellen, dass in einer nur knapp 20.000 qm großen (bzw. kleinen) innerstädtischen Grünanlage ein Neubau-Komplex hingestellt werden könnte, der die Hälfte dieses Parks total zerstören würde?
Im Herbst 2015 soll es eine "endgültige" Entscheidung für einen dieser fünf finalen Auswahl-Standorte geben, wobei der FINANZGARTEN jetzt schon als ein öffentlich wohl eher schwer vermittelbarer Bauplatz erkennbar sein sollte: Die BAYERISCHE STAATSKANZLEI ist als Amtssitz des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer nur 300 Meter vom FINANZGARTEN entfernt und das reicht als bürgerschaftliche Spaziergang-Nähe zum Anklopfen allerweil.
Beim Münchner PARK(ing) DAY am Freitag den 21. September 2012 wurde mit Bedacht dieser Veranstaltungs-Ort am rechten Fahrbahnrand in der Galeriestraße vor dem bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten gewählt. Natürlich könnte die Galeriestraße eine schönere Wegeverbindung von der Ludwigstraße zum FINANZGARTEN sein und als Parkplatz-Sackgasse macht die Galeriestraße derzeit wirklich keinen besonders einladenden Eindruck - aber das muss ja wirklich nicht für alle Ewigkeiten so bleiben.
Ein vergleichsweise harmloser Infostand zum konkreten Orts-Vergleich "Plan & Wirklichkeit" beim Streetlife-Festival, Sonntag 17.05.2015
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